Die Lokomotiven mitten in der Stadt
Mehrere Lokomotiven werden bekohlt, geputzt, gewartet und auf dem Gelände hin und her gefahren. Es steigt Dampf empor und es riecht nach Kohle. Die Vereinsmitglieder sind ordentlich am Schuften. Es ist der Vorabend zum Feldbahnfest, aber sie heizen jetzt vor, um morgens um elf Uhr zu fahren.
Der Ort lässt einen fast vergessen, dass man in Frankfurt ist. Die grün-roten Lokomotiven sind aus dem frühen 20. Jahrhundert, es gibt eine Bekohlungsanlage und ein Wassertürmchen mit Backsteinwänden, und Wand und Dach des Hauptgebäudes sind grün bewachsen. Am Ende des Platzes ist der Gartenverein.
Am nächsten Morgen heizen sie weiter auf. Viele Besucher, hauptsächlich Familien, sind da. Es ist ein sommerlicher Tag und in der ersten Halle gibt es Kaffee und Kuchen. Es fahren verschiedene Loks mit unterschiedlichen Loren, in denen sich die Gäste setzen. Von morgens bis Abends fahren sie durch die Gärten und machen Runden auf dem Rebstockpark.
Am Ende setze ich mich zusammen mit Udo Przygoda, Leiter und Hauptvorsitzender des Museums. Enthusiastisch erzählt er mir, wie er und ein paar Freunde in den 70igern den Verein gegründet haben und wie das Museum im Laufe der Zeit entstanden ist. Alles ist aus eigener Hand aufgebaut: Die Hallen, die Gleise, die Bekohlungsanlage und natürlich die Loks. Sie haben ganze Loks und Teile in Deutschland und aus dem Ausland (USA, Frankreich, England, Indien, Japan) gesammelt, sie in den Hallen zusammengebaut und wieder betriebsfähig gemacht.
Das Museum gehört zum hessischen Museumsverband und wird offiziell und international als Museum anerkannt. Trotzdem läuft es noch ehrenamtlich. Sie hoffen aber, dass das sich ändert, damit es auch zu einem richtigen, historischen Museum werden kann.
Eine Lok zu betreiben trägt eine hohe Verantwortung mit sich, sagt er mir. Deswegen gibt die ältere Generation die Technik und das Wissen an der jüngeren weiter. Zwischen ihnen herrscht ein enges Vertrauen.
Ich finde, das Museum hat einen wichtigen historischen und kulturellen Wert. Was es aber schöner macht, findet man hinter den Kulissen: viel Humor, etwas Verrücktheit, unterschiedlichste Charaktere, und alte und junge Freundschaften. Aber allen voran eine große Leidenschaft und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.